Sonntag, 20. Mai 2018
Die generalisierte Angststörung
determiniert, 14:53h
Generalisiert, wunderbar, das klang erst mal bodenständig. Schon immer hatte ich vor unzähligen Dingen Angst. Ferienlagern, Mobbing, anderen jugendlichen, Obdachlosen, dunklen Straßen und so weiter. Das waren vertretbare Ängste wie ich fand, wer mag schon Jugendliche, vor allem in Gruppen? Doch ich sollte merken, dass es nicht nur die eine, eher rationale Form von Angst gibt.
Doch auf diesem Weg möchte ich nichts auslassen. Bevor ich meine erste Therapiesitzung erhielt, war monatelanges Warten angesagt. Um die Zeit nicht sinnlos verstreichen zu lassen, entschied ich mich dazu meine Symptome im Internet zu recherchieren. Nach zwei Wochen und unzähligen Panikattacken erstellte ich meine eigene Diagnose aus dem neu gewonnen Wissen. Tot. Ich war tot, definitiv. Gestorben bin ich an einer Lungenembolie, Hautkrebs, Haarausfall und Neurodermitis. Mindestens. Heute muss ich lachen, wenn ich daran denke, dass ich viele Jahre vor dem Ausbruch der Angst eine dicke Beule in der Leistengegend festgestellt habe, welche ich einfach wieder in den Körper gedrückt habe.
Zwei Wochen danach sollte sich diese Beule als Leistenbruch herausstellen. Würde mich dieses Schicksal heute ereilen, so wäre ich wohl zehn Minuten später in der Notaufnahme.
Mit meinen neuen Diagnosen konfrontierte ich meine Hausärztin. Bestimmt zwanzig Mal in zwei Jahren. Sie war immer wieder hoch erfreut mich und meine Internetdiagnosen in ihrer Praxis begrüßen zu dürfen. Ab einem gewissen Punkt boten mir die Schwestern der Praxis sogar Kaffee und Tee an, scheinbar war ich immerhin nicht unangenehm. Nach dem zehnten Besuch begann ich ein Schema in meiner Denkstruktur zu erkennen. Sobald ich einen Fuß in die Praxis setzte, schien mein Körper eine Art Wunderheilung zu erfahren. Die Schmerzen im Knie, welche durch meine vermutete Gicht hervorgerufen wurden, verschwanden binnen Sekunden. Auch meine Leberzirrhose war plötzlich geheilt. Diese Ärztin bewirkte Wunder, ohne es zu Wissen. Doch irgendwie konnte mich die Schulmedizin nie vollständig heilen, die Krankheiten kamen stets zurück und ich war noch nicht soweit, dass ich die Angst dafür verantwortlich machen konnte. Somit musste eine neue Form der Heilung gefunden werden, Heilpraktiker waren die nächste Zielgruppe auf meiner Querulanten-Tour.
Und siehe da, nach nur zwei Sitzungen, welche mich finanziell ruinierten, wurden die verschiedensten Probleme gefunden. Meine Kieferplatte sei schief, das linke Bein ist zu kurz, und überhaupt, was ist mit meiner Haltung? Einen vierstelligen Betrag später stellte ich keine Verbesserung der Lage fest und zog mich aus dieser medizinischen Disziplin zurück. Schließlich hatte ich endlich den ersten Termin bei einem Therapeuten bekommen und ging voller Aufregung zu meiner ersten Sitzung. Nachdem ich mich sechzig Minuten lang mit mir selbst unterhalten habe war ich mir nicht sicher, was genau in dieser Sitzung vorgefallen war. Die Einrichtung des Therapie-Raumes war sehr angenehm. Zusätzlich zu der geschmackvollen Möblierung befand sich ein älterer Herr auf einem Sessel, welcher in regelmäßigen Abständen nickte und Kreuze auf einem Blatt vermerkte. Nach ein paar Sitzungen stellte ich zu meinem Bedauern fest, dass es sich nicht um einen Einrichtungsgegenstand, sondern um einen, ja sogar meinen, Therapeuten handelte. Nachdem ich zusätzlich zu der enttäuschenden Therapieform auch noch ein paar morgendliche Sitzungen verschlafen hatte, entschied ich mich dieses Arzt-Patienten-Verhältnis für beendet zu erklären. Doch ich war noch nicht dort wo ich sein wollte.
Panikattacken waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der schlimmste Effekt dieser psychologischen Störung, nein, es war etwas anderes, viel tückischeres:
Die Angst vor der Angst
Doch auf diesem Weg möchte ich nichts auslassen. Bevor ich meine erste Therapiesitzung erhielt, war monatelanges Warten angesagt. Um die Zeit nicht sinnlos verstreichen zu lassen, entschied ich mich dazu meine Symptome im Internet zu recherchieren. Nach zwei Wochen und unzähligen Panikattacken erstellte ich meine eigene Diagnose aus dem neu gewonnen Wissen. Tot. Ich war tot, definitiv. Gestorben bin ich an einer Lungenembolie, Hautkrebs, Haarausfall und Neurodermitis. Mindestens. Heute muss ich lachen, wenn ich daran denke, dass ich viele Jahre vor dem Ausbruch der Angst eine dicke Beule in der Leistengegend festgestellt habe, welche ich einfach wieder in den Körper gedrückt habe.
Zwei Wochen danach sollte sich diese Beule als Leistenbruch herausstellen. Würde mich dieses Schicksal heute ereilen, so wäre ich wohl zehn Minuten später in der Notaufnahme.
Mit meinen neuen Diagnosen konfrontierte ich meine Hausärztin. Bestimmt zwanzig Mal in zwei Jahren. Sie war immer wieder hoch erfreut mich und meine Internetdiagnosen in ihrer Praxis begrüßen zu dürfen. Ab einem gewissen Punkt boten mir die Schwestern der Praxis sogar Kaffee und Tee an, scheinbar war ich immerhin nicht unangenehm. Nach dem zehnten Besuch begann ich ein Schema in meiner Denkstruktur zu erkennen. Sobald ich einen Fuß in die Praxis setzte, schien mein Körper eine Art Wunderheilung zu erfahren. Die Schmerzen im Knie, welche durch meine vermutete Gicht hervorgerufen wurden, verschwanden binnen Sekunden. Auch meine Leberzirrhose war plötzlich geheilt. Diese Ärztin bewirkte Wunder, ohne es zu Wissen. Doch irgendwie konnte mich die Schulmedizin nie vollständig heilen, die Krankheiten kamen stets zurück und ich war noch nicht soweit, dass ich die Angst dafür verantwortlich machen konnte. Somit musste eine neue Form der Heilung gefunden werden, Heilpraktiker waren die nächste Zielgruppe auf meiner Querulanten-Tour.
Und siehe da, nach nur zwei Sitzungen, welche mich finanziell ruinierten, wurden die verschiedensten Probleme gefunden. Meine Kieferplatte sei schief, das linke Bein ist zu kurz, und überhaupt, was ist mit meiner Haltung? Einen vierstelligen Betrag später stellte ich keine Verbesserung der Lage fest und zog mich aus dieser medizinischen Disziplin zurück. Schließlich hatte ich endlich den ersten Termin bei einem Therapeuten bekommen und ging voller Aufregung zu meiner ersten Sitzung. Nachdem ich mich sechzig Minuten lang mit mir selbst unterhalten habe war ich mir nicht sicher, was genau in dieser Sitzung vorgefallen war. Die Einrichtung des Therapie-Raumes war sehr angenehm. Zusätzlich zu der geschmackvollen Möblierung befand sich ein älterer Herr auf einem Sessel, welcher in regelmäßigen Abständen nickte und Kreuze auf einem Blatt vermerkte. Nach ein paar Sitzungen stellte ich zu meinem Bedauern fest, dass es sich nicht um einen Einrichtungsgegenstand, sondern um einen, ja sogar meinen, Therapeuten handelte. Nachdem ich zusätzlich zu der enttäuschenden Therapieform auch noch ein paar morgendliche Sitzungen verschlafen hatte, entschied ich mich dieses Arzt-Patienten-Verhältnis für beendet zu erklären. Doch ich war noch nicht dort wo ich sein wollte.
Panikattacken waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der schlimmste Effekt dieser psychologischen Störung, nein, es war etwas anderes, viel tückischeres:
Die Angst vor der Angst
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